Geschichtsprojekt Blankenburger Waldfriedhof XVII

Georg Schultz
Kreisdirektor, Initiator des genossenschaftlichen Wohnungsbaus
(1868 – 1932)

Georg Schultz initiierte als Kreisdirektor zur Linderung der auch im Landkreis Blankenburg nach dem 1. Weltkrieg herrschenden Wohnungsnot den genossenschaftlichen Wohnungsbau.  Unter den veränderten politischen Verhältnissen der Weimarer Republik entstand daraus gesellschaftliches Engagement und ein neuer Gemeinsinn.

                                                                              Lesezeit: 4 Minuten

Georg Schultz stammte aus Höxter und wurde am 30. Januar 1868 in gutbürgerlichen Verhältnissen geboren. Dem Wilhelminischen Kaiserreich war er eng verbunden und strebte nach dem Abitur in Wolfenbüttel (1887) und einem Jurastudium in München, Berlin und Göttingen eine juristische Karriere mit anschließender staatlicher Anstellung an.

Nach seiner Übernahme in den Staatsdienst des Herzogtums Braunschweig 1898 wurde er – inzwischen Träger des „Ritterkreuz 1. Klasse“ – am 1. Oktober 1913 zum Kreisdirektor des Braunschweiger Kreises Blankenburg ernannt. In der Folge wurde er am 27.12.1913 durch einen sogenannten „Bürgerbrief“ Bürger der Stadt Blankenburg und erhielt im Gebäude der Kreisdirektion, heute Stadtverwaltung, eine Dienstwohnung. 

Mit seiner Familie, Ehefrau Wilhelmine, geb. von der Heyde, und seinen vier Kindern, Walter Georg Hartmann Wilhelm, Gerhard Erdwin Karl Hans (er stirbt im Mai 1919), Günter Ludwig Hans und  Hartwig August Oltmann lebte er bis zu seinem Tod in Blankenburg, zuletzt im Ruhestand in der Kreuzstraße 20. Nach dem Tod seiner Frau im August 1918 heiratete er 1925 die verwitwete Elfriede von Müller.

Im Ersten Weltkrieg hat er sein Verwaltungsgebiet als Kreisdirektor über die Nöte, die der Krieg mit sich brachte, mit Erfolg hinweggebracht und dafür viele Ehrungen erhalten. In den revolutionären Ereignissen nach der Abdankung des Kaisers und anschließend des Herzogs von Braunschweig, Ernst August III., wurde Georg Schultz am 15. Juni 1919 wohl auch deshalb vom Rat der Volksbeauftragten mit der Reorganisation der Landesbehörden beauftragt.

Als Kreisdirektor im Kreis Blankenburg initiierte er die Gründung der „Baugenossenschaft für den Kreis Blankenburg“. Als das am 27. Februar 1921 erfolgte, übernahm er deren Vorsitz.

Die Genossenschaft hatte im Jahr 1925 bereits 48 Wohnungen geschaffen. Bis 1930 wurden darüber hinaus 126 Wohnungen in 19 Häusern errichtet. Mit der Bebauung der Lessingstraße, der Husarenstraße, Teilen der Börnecker Straße und der verlängerten Plantagenstraße, der heutigen Georg-Schultz-Straße, war im östlichen Teil der Stadt ein geschlossenes Quartier entstanden. Für  künftige Vorhaben wurden der Genossenschaft Grundstücke an der Westerhäuser Straße zur Verfügung gestellt. Dort befand sich übrigens über viele Jahre auch der Sitz der Genossenschaft.

Der Tätigkeitsbereich der Genossenschaft erstreckte sich auf das ganze Gebiet des Landkreises. So erfolgte auch in Braunlage, Hüttenrode und in Timmenrode (heutige Harzstraße) der Bau von Wohnhäusern.

Georg Schultz selbst wirkte bis zur Versetzung in den Ruhestand aus gesundheitlichen Gründen am 1. Mai 1930 als Kreisdirektor. Er verstarb am 13. Januar 1932.

Die von ihm gegründete Genossenschaft besteht als „Gemeinnützige Wohnungsbaugenossenschaft Blankenburg eG“ bis heute und hat ihren Sitz in der Alten Halberstädter Straße 3 auf dem Gelände des ehemaligen Sägewerkes der Genossenschaft.

In den 30iger Jahren wurde „seine“ Genossenschaft mit dem Bau von Wohnhäusern für Wehrmachtsangehörige in Blankenburg beauftragt. In der DDR bestand die Genossenschaft zwar weiter, wurde aber nicht in das Wohnungsbauprogramm des VIII. Parteitags der SED einbezogen.

Eine Entscheidung, die sich nach den  politischen Veränderungen eher positiv auswirkte. Es gab keine sogenannten Altschulden, die zurückzuzahlen waren. Zu den Kuriositäten der Vereinigung  1990 zählte, dass hier eine „Ost“-Genossenschaft Restitutionsansprüche für das Eigentum an Immobilien im Westen, in Braunlage stellen konnte. Ein Vorgang der in anderer Richtung die Regel war.

Heutige Spuren

Grabstätte der Familie auf dem Waldfriedhof 

Straßenbezeichnung: Georg-Schultz-Straße

Weitere Bilddokumente und Zeitungsartikel

Das Projekt

Der Blankenburger Waldfriedhof ist mit seinen Grabstätten ein regionaler Spiegel deutscher Geschichte, die in ihrer Zeit von hier lebenden Menschen getragen und in vielen Fällen aktiv mitgestaltet wurde.

Die Epochen und Ereignisse ließen sich oft an mehreren Personen abbilden, Bei deren  Auswahl handelt es sich um eine notwendige Einschränkung. Die Inhalte sind von Schülerinnen und Schülern und geschichtlich interessierten Bürgerinnen und Bürgern zusammengetragen worden und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie folgen den Grundsätzen, geschichtliches Interesse zu wecken und die jeweiligen Lebenswege, Prozesse und Entwicklungen aus dem Blickwinkel der freiheitlich demokratischen Grundordnung darzustellen.

Das Projekt ist in Kooperation mit dem Land Sachsen-Anhalt, der Stadt Blankenburg und dem VHS-Bildungswerk entstanden. Regionale Bezüge und Hinweise auf weiterführende Quellen sollen motivieren, sich gemeinsame Geschichte zu erschließen.

Für weiterführende Hinweise und etwaige Korrekturen ist das Team Friedhofsprojekt offen. Für die Vermittlung steht das Stadtarchiv als Ansprechpartner zur Verfügung.

Quellen

https://www.volksstimme.de/nachrichten/lokal/wernigerode/1152342_Kreisdirektor-kurbelt-Bauwesen-in-Blankenburg-an.html

GWG-Historie: https://www.gwg-blankenburg.de/Historie.html

Quelle der Bilder: Gernot Blanke   

Georg Schultz als Schüler am Gymnasium Wolfenbüttel

Georg Schultz mir seiner Ehefrau Johanna Wilhelmine Luise von der Heyde und den vier Söhnen um 1905

Georg Schultz und Ehefrau Elfriede geb. von Müller

Dienstwohnung im Gebäude der Kreisdirektion (heute Stadtverwaltung)

Bürgerbrief Georg Schultz der Stadt Blankenburg, 27.12.1913

Bauvorhaben der jungen Baugenossenschaft in der Husarenstraße

Erste Wohnungen der Baugenossenschaft, 1921

Die verlängerte Plantagenstraße in Blankenburg wird im August 1930 in Georg-Schultz-Straße umbenannt

Sägewerk, Tischlerei und das Verwaltungsgebäude der Baugenossenschaft an der Alten Halberstädterstraße 9

Danksagung des Harzkreises an Georg Schultz anlässlich seiner Versetzung in den Ruhestand 1930

Zeitungsartikel zur Versetzung in den Ruhestand vom 5. Februar 1930 Letztes Wohnhaus von Georg Schultz in der Kreuzstraße 20

Bild der Grabstätte auf dem Waldfriedhof, B. Falkner

Impressum

Inhalt: Arbeitsgemeinschaft Geschichte des Gymnasiums „Am Thie“ Blankenburg (Harz)

Bearbeitung: Marius Schulze und Piet Kreuzmann, Klasse 10a

Begleitung: Ulrich-Karl Engel (Team Friedhofsprojekt)

Projektleitung: Benedict Volkert

Internetpräsentation: Jörn Zuber

Für die Unterstützung bei der Erarbeitung der Seite danken wir Herrn Gernot Blanke von der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft Blankenburg eG, der seine umfangreichen Recherchen zur Verfügung gestellt hat.

zurück zum Gesamtprojekt