Geschichtsprojekt Blankenburger Waldfriedhof I

Carl Bähr
Lehrer und Kunstmaler
(1864 – 1936)

Carl Bähr bestimmte am Ende des 19. Jahrhunderts das kulturelle Klima in Blankenburg mit. Als Lehrer und durch sein künstlerisches Schaffen trug er dazu bei, dass die Stadt auch als Malerwinkel bezeichnet wurde. Exemplarisch spiegelt sich in seinem künstlerischen Schaffen auch die Veränderungen in der Folge des technischen Fortschritts seiner Zeit. 

Lesezeit: 3 Minuten

Carl Bähr wurde am 8.6.1864 in Blankenburg als einziges Kind von Carl Wilhelm Heinrich (1835 – 1905) und seiner Ehefrau Elisabeth Bähr geboren. Die Handwerkerfamilie gehörte als Hoflieferant und wegen ihres kommunalen Engagements zu den angesehensten Bürgern der Stadt.

Sein Maltalent wurde im Alter von 12 Jahren entdeckt und gefördert. So wurde ihm eine akademische Ausbildung in Düsseldorf  bei Prof. Heinrich Lauernstein und Weimar bei Prof. Max Thedy ermöglicht. Er erwarb die Lehrbefähigung für das ‚Zeichnen- und Malfach‘ an höheren Lehranstalten, welche er neun Jahre lang ausübte.

In Blankenburg arbeiteten in den 1880er Jahren bekannte Maler wie Professor Paul Flickel aus Berlin, Eduard Weichberger aus Weimar und Johannes Wortmann aus Düsseldorf. Sie und andere, wie auch Carl Bähr, lösten damals eine Hoch-Zeit der Malerei in der Stadt aus. Das animierte wiederum zahlreiche Bürgerinnen und Bürger aus den „besseren Häusern“, sich in dieser Kunst ausbilden zu lassen und Bestätigung zu finden. Dieses kunstfreundliche Klima brachte der Stadt den Beinamen Malerwinkel ein.

Die Stärke von Carl Bähr lag in der Porträtmalerei, die ihm neben den allgemeinen Auftragsarbeiten 1905 auch ein Porträt vom letzten König v. Sachsen (Friedrich August III) einbrachte.

Er liebte seine Heimat, weshalb er die meiste Zeit seines Lebens in Blankenburg verbrachte. Mit 50 Jahren nahm er am ersten Weltkrieg als Rittmeister am Heeresdienst teil und kam erst 1919 wieder nach Blankenburg zurück.

Sein besonderes Interesse galt der Maltechnik der großen Meister. Durch seine guten Referenzen kopierte er in den bedeutenden Galerien wie Kassel, Dresden und München. Es entstanden Kopien von Rembrandt (z.B. „Jakobsegen“, oder „Goldwägerin“), Batoni ( „büßende Magdalene“) Murrillo ( „Traubenesser“, „Geldzähler“) und andere.

Eine der Stärken von Carl Bähr lag in der Porträtmalerei, die ihm neben den allgemeinen Auftragsarbeiten 1905 auch ein Porträt vom letzten König v. Sachsen (Friedrich August III) einbrachte. Diese Kunstform verlor mit der Fotografie aber mehr und mehr an Bedeutung.

Um 1900 wandte er sich entgegen dem allgemeinen Trend zum Impressionismus verstärkt der Landschaftsmalerei zu. Studienreisen führten ihn nach Frankreich, Belgien, Italien und durch Deutschland.

Dabei wurde er für eine Vielzahl von Motiven auch von Blankenburg und Umgebung angeregt.

Carl Bähr sah sich auch der Tradition seiner Vorfahren verpflichtet und pflegte dieses Erbe. Besonders sein Vater hat Blankenburgs Entwicklung im Ostteil geprägt. Namen wie Lindestraße, Heinrichsweg, Elisabethstraße und die Bährstraße haben alle einen Bezug zu seinen Familienmitgliedern. Noch mit seinem Vater baute der Kunstmaler in der Hasselfelder Straße die „Villa Bähr“, heute ein Wohnhaus.

Carl Bähr verstarb am 10.8.1936 im Alter von 72 Jahren auf Grund einer kurzen, schweren Krankheit in Blankenburg. Zu diesem Zeitpunkt  war er innerhalb und außerhalb Blankenburgs ein bekannter Kunstmaler und hatte einen anerkannten Ruf. Zu seinen Lebzeiten gab es allerdings keine Ausstellung seiner Bilder.

Heutige Spuren

Grabstätte der Familie auf dem Waldfriedhof

Straßenbezeichnung Bährstraße und Straßenbezeichnungen mit Namen aus der elterlichen Familie

Wohnhaus Bährstraße 3

Gebäude in der Hasselfelder Straße 6, ehemals „Villa Bähr“

Das Projekt

Der Blankenburger Waldfriedhof ist mit seinen Grabstätten ein regionaler Spiegel deutscher Geschichte, die in ihrer Zeit von hier lebenden Menschen getragen und in vielen Fällen aktiv mitgestaltet wurde.

Die Epochen und Ereignisse ließen sich oft an mehreren Personen abbilden, Bei deren  Auswahl handelt es sich um eine notwendige Einschränkung. Die Inhalte sind von Schülerinnen und Schülern und geschichtlich interessierten Bürgerinnen und Bürgern zusammengetragen worden und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie folgen den Grundsätzen, geschichtliches Interesse zu wecken und die jeweiligen Lebenswege, Prozesse und Entwicklungen aus dem Blickwinkel der freiheitlich demokratischen Grundordnung darzustellen.

Das Projekt ist in Kooperation mit dem Land Sachsen-Anhalt, der Stadt Blankenburg und dem VHS-Bildungswerk entstanden. Regionale Bezüge und Hinweise auf weiterführende Quellen sollen motivieren, sich gemeinsame Geschichte zu erschließen.

Für weiterführende Hinweise und etwaige Korrekturen ist das Team Friedhofsprojekt offen. Für die Vermittlung steht das Stadtarchiv als Ansprechpartner zur Verfügung.

Quellen

Mündliche Recherche bei den Nachkommen Carl Bährs (Fam. Bloch)

Harzer Tageszeitung/ Blankenburger Kreisblatt,  Festausgabe 1937 zur 700-Jahr-Feier der Stadt Blankenburg,  Auszüge von Fritz Hoefer, S. 11

Villenstadt Blankenburg – Glanz und Geschichte“, Andreas Pawel, Clemens Bussert, Verlag Bussert & Stadeler, 2021, S. 29ff Archiv Hans-Jürgen Bösche

Akten über die Verhandlungen des Kunstmalers Bähr mit der Stadt Blankenburg über verschiedene städtische Planungsangelegenheiten sind unter folgendem Link im Landesarchiv Sachsen-Anhalt zu finden:

http://recherche.lha.sachsen-anhalt.de/Query/archivplansuche.aspx?ID=888175

Bilder

Grabstätte der Familie auf dem Waldfriedhof und ehemalige Villa Bähr in der Hasselfelder Straße, Fotos (2): Burkhard Falkner

Bähr-Werke: Porträt der Eltern Carl und Elise, Rathaus Blankenburg, Bergstraße/ Ecke Mühlbachstraße/Hohe Straße, Kleines Schloss, Thie-Allee,  Kopien von Rembrandts Jakobksegen und von  B. E. Murillos „Trauben- und Melonenesser“, Foto C. Bähr bei der Malarbeit,  Zeichnung eines Hauses (angefertigt als 12-Jähriger), Foto/Repros (9): Archiv der Nachfahren-Familie Bloch

Impressum

Inhalt: Arbeitsgemeinschaft Geschichte des Gymnasiums „Am Thie“ Blankenburg (Harz)

Bearbeitung: Pia Engelhard 10b

Projektleitung: Benedict Volkert

Internetpräsentation: Jörn Zuber

Begleitung: Ulrich-Karl Engel, Uwe Lauer (Team Friedhofsprojekt)

Für die Unterstützung bei der Erarbeitung der Seite danken wir besonders Familie Bloch und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadtverwaltung Blankenburg (Harz).

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